Bahnwärter Thiel lebt in einem einem kleinen Dorf bei Neu-Zittau. Er ist ein klassischer und praktischer Mann aus dem Arbeitsmilleu und arbeitet in einem kleinen Bahnwärterhäuschen Tag ein Tag aus. Nachdem seine erste Frau, welche er aus Liebe heiratete, starb, heiratet er aus praktischen Gründen eine Kuhmagd, damit ihm das Kind nicht stirbt. Seine neue Gattin erweist sich als zänkisch und herrschsüchtig. Diese macht ihm und dem erstgeborenen Tobias das Leben schwer, vor allem nachdem ein Sohn aus der zweiten Ehe hervorgeht. Die novellistische Studie Gerhart Hauptmanns ist ein sehr markantes Buch und ein Klassiker aus der Epoche des Naturalismus. Den Naturalismus erkennt man dan den zahlreichen detailgetreuen Beschreibungen und lebensnahen Darstellungen des Umfelds. Jedoch nutzt er auch andere Sprachmittel um der Geschichte Emotionen und Relevanz einzuflössen. Das Werk ist zudem gefüllt mit Symbolik und möglichen Interpretationen, was sehr eindrucksvoll ist, da im gesamten das Buch nur um die 40 Seiten lang ist. Das dichte aneinanderreihen von diesen Anspielungen und fast schon versteckten Nachrichten, die zwischen den Linien stehen, reizen einen das Werk erneut zu lesen und auf die Suche zu gehen auf weitere Gedanken des Autors. Persönlich hat mir das Werk gut gefallen. Die Exposition zum Anfang der Geschichte hat wenig Spannung, jedoch nutzt der Autor die genannten Details später in der Handlung, um das Bild der Geschichte zu vervollständigen. Das Werk ruft eine Vielzahl von Emotionen herauf. So wie Mitgefühl für Thiel, Zorn auf Lene aber auch Verständnis. Man kann man trotz des alten Schauplatzes sich in Thiels Lage versetzen und sich selber fragen was man in dieser Situation tun würde. Zudem ist es sehr aufregend wie Gerhart den Zerfall von Thiels mentaler Gesundheit beschreibt und wie natürlich und real sich die Entwicklung von ihm anfühlt. Die Geschichte befasst sich somit mit auch heute relevanten Themen, wie die Monotonheit des Alltags und dem festhalten an etwas, dass einem Kraft gibt: Schlussendlich würde ich das Werk als klar lesenswert beschreiben und bin überzeugt das es einem Grossteil der Leserschaft gefallen würde.